Kolumne
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In der Pandemie Anlässe zum Spenden schaffen

Anlässe zu Spenden gibt es genug, aber man muss sie auch „veranlassen“, also potenziell Fördernde daran erinnern, dass es nützlichere Geschenke gibt als Berge von Blumen, schädliche Alkoholika, nie gelesene Bücher und Nippes im Schrank. Gerade ältere Menschen, die „schon alles haben“, schätzen den Wert einer Gabe für ihr Lieblingsanliegen hoch ein.

Auch in Zeiten der Pandemie kann zu Geburtstagen, Jubiläen und Hochzeiten eingeladen werden mit der Bitte, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen auf ein angegebenes Konto zu spenden. Und wenn die Feier dann nicht stattfindet, kann trotzdem geschenkt, genauer gespendet werden.

Ich selbst habe gute Erfahrung damit gemacht. Im vergangenen Jahr hatte ich einen runden Geburtstag und ein paar Wochen davor, als die Pandemiebestimmungen noch locker waren, Verwandte und Freunde eingeladen. Der Einladung war der Monatsbrief der Obdachlosenhilfe beigefügt, an die die Anlassspenden gehen sollten. Drei Wochen vor dem Ereignis musste ich es wegen verschärfter Bestimmungen absagen. Die Geburtstagsspende erwähnte ich nicht mehr.

Keine Feier, kein Geschenk, dachte ich. Irrtum. Als der Geburtstag vorbei war, meldete die Fundraiserin der Obdachlosenhilfe mehr als dreitausend Euro Anlassspenden für ein Projekt, das den meisten Fördernden vorher unbekannt gewesen sein dürfte. Ein Drittel der Eingeladenen hatte trotz Absage gespendet.

Kolumnist Dr. Christoph Müllerleile

Kolumnist Dr. Christoph Müllerleile

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Die Menschen geben also auch für Anlässe, an denen sie teilnehmen wollten und die aus nachvollziehbaren Gründen nicht stattfinden konnten. Vielleicht ist das einen Hinweis an Förderinnen und Förderer wert, die in diesem Jahr noch feiern wollen und deren schon eingeladene Gäste dann doch daheimbleiben müssen.

Ähnliches gilt für ausgesprochene Benefizveranstaltungen mit eingeladenen Gästen, aber ebenso für Karnevalsveranstaltungen, Maifeiern, Sommerfeste, Stadtfeste, Kirmes, Nikolaus- und Weihnachtsfeiern, und zwar auch dann, wenn die Einladung schon eine Absage ist („Gerne hätten wir Sie auch in diesem Jahr zum Schützenfest eingeladen. Leider …“). Aus der Einladung könnte der erfolgreichste Spendenbrief des Jahres werden. Vorgabe: „Spenden Sie so viel, wie Sie beim Besuch des Fests ausgegeben hätten.“

Wichtig ist dabei, dass sich sowohl die Veranlasser der Spenden als auch die Nutznießer zeitnah bei den Anlassspenderinnen und -spendern bedanken. Die Spender wollen wissen, ob ihr Geld angekommen ist und dass es wertgeschätzt wird. Die Empfänger der Spende sollten gleich in die Spenderbindung einsteigen. Die eigene Erfahrung zeigt, dass Menschen an Menschen geben und das Spendenprojekt erst an zweiter Stelle kommt. Wer aber einmal gespendet hat, wird schon aus Gründen der Selbstrechtfertigung zur Botschafterin und zum Botschafter des guten Zwecks.

 

 

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Über den Kolumnisten

Der Autor ist freier Fachautor für Fundraising und Philanthropie. Der Kommentar stellt seine persönliche Meinung dar. Kontakt: muellerleile@t-online.de

 

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