von Dr. Christian Gahrmann
Ab die Post und beten: Facebook-Registrierung für Gemeinnützige
Vor einem Monat gab es auf dem Fundraising Online Forum ein großes Versprechen von Facebook. Ausnahmsweise mal nicht per automatisierter Email-Antwort mit Verlinkung auf eine Service-Seite, sondern live und in Farbe. Von Anita Yuen, Head of Social Impact Partnerships bei Facebook, ganz persönlich: In Zukunft wird der Registrierungsprozess für gemeinnützige Organisationen, die auf Facebook Spenden sammeln wollen, schneller, verständlicher und transparenter verlaufen. Ab wann das so sein wird, sagte Yuen allerdings nicht.
Bisher ist der Registrierungsprozess nicht nur kompliziert, sondern oftmals auch so langsam, dass eine Organisation schon mal über ein Jahr auf die Registrierung warten darf. Andere sind in einer Woche registriert. Dabei trifft es große und kleine Organisationen gleichermaßen. Bei einem Verein war die Verzweiflung so groß, dass er schließlich seine Stromrechnung einreichte – und daraufhin prompt registriert wurde.
Dass trotzdem kein Verein auf die Registrierung als gemeinnützige Organisation bei Facebook verzichten sollte, zeigen die nackten Zahlen: 2 Milliarden Euro (!) Spenden flossen weltweit über Facebook in die Projekte von Nonprofit-Organisationen. In Deutschland waren es immerhin 32 Millionen Euro. Und das sind Zahlen von 2018. Inzwischen dürften die erzielten Spendensummen deutlich höher liegen.
Warum das so ist, leuchtet ein: Auf Facebook können Organisationen ganz gezielt ihre Zielgruppe, ihre Facebook-Fans, ansprechen. Noch viel wichtiger aber: Die Fans können wiederum ihre Fans, nämlich ihre Facebook-Freunde, erreichen und bei diesen um Spenden für die Organisation werben. Und das machen sie auch fleißig: wenn sie mit dem Rad die Alpen überqueren, wenn die Zeitungen wieder über eine neue Flüchtlingskatastrophe berichten müssen, vor allem aber, wenn sie Geburtstag haben. Und jeder Mensch hat ja, Gott sei dank, einmal im Jahr Geburtstag. Bei durchschnittlich 340 Facebook-Freunden pro Nutzer braucht man nicht lange zu multiplizieren, um zu erkennen, welches Spendenpotential sich darin für Organisationen verbirgt.
Deshalb sollten sich spendensammelnde Organisationen bei Facebook als gemeinnützig registrieren lassen – und nicht aufgeben, auch wenn der Weg (noch) steinig ist. Los geht die Registrierung auf www.facebook.com/donate/signup. Voraussetzung ist natürlich: Die Organisation ist bereits mit einer Fanpage auf Facebook vertreten. Weitere Voraussetzung: Die Organisation hat ein Konto beim Facebook Business-Manager angelegt. Hierüber werden die Spenden nämlich abgerechnet.
Für die Gemeinnützigkeits-Registrierung müssen dann folgende Unterlagen, möglichst ordentlich gegliedert, eingereicht werden: Freistellungsbescheid, Bescheid zur Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, Registerauszug, Urkunde der Vereinsanmeldung, Satzung und – ganz wichtig – Ausweiskopien der Zeichnungsberechtigten, Seiten-Administratoren und Anzeigenmanager. Da die verantwortlichen Facebook-Manager in London sitzen und überwiegend kein Deutsch können, sollte in einem Begleitschreiben kurz die Bedeutung der Dokumente auf Englisch erklärt werden. Auch die Funktionen der Zeichnungsberechtigten und Administratoren noch einmal auf Englisch wiederholen! Zu guter Letzt kann es, wie erwähnt, nicht schaden, auch noch eine alte Rechnung an den Verein beizulegen – es muss auch keine Stromrechnung sein. Und dann: Ab die Post und beten!
Dr. Christian Gahrmann ist Experte für strategisches Fundraising und passionierter Geschichtenerzähler. Nach Stationen als Fundraiser bei der Deutschen Diabetes-Stiftung, Roland Berger Strategy Consultants und der China-EU School of Law arbeitet Christian Gahrmann seit 2012 als selbstständiger Fundraising-Berater (www.christian-gahrmann.de). Zu seinen Beratungsschwerpunkten gehört u. a. die erfolgreiche Gestaltung und Umsetzung von Fundraising in den sozialen Medien. Er ist Gründer der größten Fundraiser-Community (www.nachhaltiges-fundraising.de) und der größten Spender-Community (www.traumspender.de) auf Facebook.