Hintergrundwissen
Wie zufrieden sind Fundraiser:innen? Überraschende Studienergebnisse
Wie zufrieden sind Fundraiser:innen mit ihren Arbeitsbedingungen? Und hat eine gute Institutional Readiness Einfluss darauf? Antworten auf diese Fragen suchte im Frühjahr 2021 Marc Daniel Kretzer. 1.111 Fundraiser:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben ihm dazu online Auskunft.
Anlass für die Befragung zur Arbeitszufriedenheit von Fundraisern:innen waren Studien aus den Jahren 2013 und 2019, deren Ergebnisse deutlich voneinander abwichen und keine klare Bewertung zuließen. Ein weiterer Anlass der Studie war die Beobachtung, dass im Dritten Sektor die Qualität der sogenannten Institutional Readiness (IR) der Organisationen ein kontrovers diskutiertes Thema unter Fundraisern:innen zu sein scheint.
Kurz erklärt: „Institutional Readiness“
Der Begriff „Institutional Readiness“ wird im Fundraising verwendet, um gute organisatorische Bedingungen für eine erfolgreiche Fundraising-Arbeit zusammenzufassen. Für eine gute „Institutional Readiness“ müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken: personelle Ressourcen, Prozesse, Strukturen und Abläufe, das fürs Fundraising zur Verfügung stehende Budget, die Überzeugungskraft des Organisationszwecks und der Ziele sowie eine adäquate Führung. Nur wenn die in der Organisation tätigen Menschen zu einer kritischen Betrachtung und zu kontinuierlichen Anpassungen bereit sind, kann ein so komplexes Phänomen wie strategisches Fundraising dauerhaft gelingen.
Vergleicht man die Ergebnisse von Kretzer mit einer Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Thema Arbeitsbedingungen in 18 anderen Branchen, fällt die Beurteilungen der Fundraiser:innen in fast allen gemessenen Einzelfaktoren besser aus. Lediglich beim Thema unbezahlte Überstunden ist es umgekehrt.
Auch wenn gelegentlich das öffentliche Image des Fundraisings negativ belegt ist, empfinden Fundraiser:innen ihre Tätigkeit als erfüllend und sinnstiftend. Trotzdem hat jede:r viert:e Fundraiser:in den Job wegen schlechter IR schon einmal gekündigt. Rund 70 Prozent der Befragten schätzen zwar die IR ihrer Organisation als durchaus gut ein, dennoch gaben acht von zehn Befragten an, dass ein deutlich erfolgreicheres Fundraising möglich wäre, wenn die IR noch besser wäre. Vor allem bemängelt die Hälfte der Befragten fehlendes Personal für das Fundraising.
Doch wieviel Fundraising-Personal wird benötigt, um aus Sicht der Fundraiser:innen personell gut ausgestattet zu sein? Ein Ergebnis der Befragung ist, dass in einer Organisation, die sich zu über 80 Prozent erfolgreich durch Fundraising finanziert, nach Einschätzung der Befragten rund jede:r siebte Mitarbeiter:in der Organisation im operativen Fundraising tätig sein müsse.
Welche Möglichkeiten Fundraiser:innen haben, auch selbst auf eine bessere IR ihrer Organisation hinzuwirken, war ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem auch danach gefragt, welche Kompetenzen Fundraiser:innen benötigen. Fazit: Fundraiser:innen müssen im Idealfall in der Lage sein, ihr professionelles Handeln nicht nur nach außen zu richten, sondern auch in die Organisation hineinzuwirken, wenn sie ihre Arbeitszufriedenheit verbessern wollen.
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